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Bridgerton Logo, Screenshot Netflix

„Bridgerton“ Staffel 3: Ruiniert Netflix die beliebte Serie?

Über zwei Jahre mussten die Fans des erfolgreichen Historiendramas „Bridgerton“ auf dessen dritte Staffel warten. Die ersten vier neuen Folgen sind seit dem 16. Mai auf Netflix zu sehen. Auf die übrigen vier müssen Abonnent*innen noch einmal knapp einen Monat warten. Doch dieser Schnitt behindert den Fluss der Handlung der dritten Staffel stark und lässt die ersten vier Folgen überfüllt wirken. Geht die Netflix-Strategie nach hinten los und verliert „Bridgerton“ daher vielleicht Millionen Zuschauende?

++ Der folgende Text enthält Spoiler zu Teil 1 von „Bridgerton“ Staffel 3 ++

Darum geht es in „Bridgerton“ Staffel drei

Die Serie basiert auf der gleichnamigen Buchreihe von Julia Quinn. Doch weicht die Haupthandlung der dritten Staffel erstmals von der Reihenfolge der Bücher ab. Statt dem Hauptakteur des dritten Buches, Benedict Bridgerton, treten Colin Bridgerton (Luke Newton) und Penelope Featherington, kurz Pen (Nicola Coughlan), ins Rampenlicht der dritten Staffel. Fans wollten die zwei Freunde seit Beginn der Serie als Paar sehen und scheinen endlich ihr Happy End zu erhalten:

Colin kehrt von seinen Reisen durch Europa zurück und beginnt bald seine gute Freundin Pen mit anderen Augen zu sehen. Derweil entscheidet die, in dieser Saison einen Ehemann finden zu wollen. So möchte sie dem Schicksal entgehen, alleine bei ihrer Mutter Lady Featherington zurückzubleiben. Naturliebhaber und Junggeselle Lord Debling scheint die Lösung ihres Problems werden zu können…

Allein das Liebesdreieck zwischen Colin, Penelope und Lord Debling könnte leicht im Alleingang die ersten vier Folgen der Serie füllen. Schließlich wächst dieses durch Cressida Cowper schnell zum Liebesviereck. Denn sie ist ebenfalls an Debling interessiert. Dazu kommt, dass sich Penelope mit ihrer geheimen Klatsch-Persona als Lady Whistledown immer mehr in Probleme verwickelt. Währenddessen ist ausgerechnet Colin motiviert, die wahre Identität Whistledowns herauszufinden…

Serviert „Bridgerton“ zu viel Handlung für vier Folgen?

Dass „Bridgerton“ neben der großen Liebesgeschichte der jeweiligen Staffel einige Subplots, also untergeordnete Handlungsstränge hat, ist nichts Neues. In der dritten Staffel finden aber neben der soeben beschriebenen Handlung ganze zehn solcher Nebenhandlungen statt (ja, ich habe nachgezählt).

Allein die Mitglieder der Familie Bridgerton liefern fünf solcher Randgeschichten. Unter anderem feiert Francesca Bridgerton (Hannah Dodd) in Staffel drei ihr Debüt auf der Suche nach einem Ehemann, während ihr Bruder Anthony (Jonathan Bailey) das Leben als Frischverheirateter mit Ehefrau Kate (Simone Ashley) genießt. Der älteste Bruder der Familie Benedict (Luke Thompson) gibt sich derweil einer Affäre mit einer Witwe hin. Viel Raum nimmt zudem die zuvor bürgerliche Familie Mondrich ein. Sie steigt aufgrund eines geerbten Titels des jüngsten Sohnes überraschend zum Adel auf und hat nun Mühe sich der gehobenen Gesellschaft anzupassen.

Besonders letztere Geschichte erntet in den sozialen Medien derzeit viel Kritik. „Wozu soll deren Storyline bitte gut sein?“, fragt etwa eine Kommentatorin auf TikTok unter einem Video über die Familie. In einem anderen Video, beschwert sich eine Zuschauerin: „Kein Mondrich Subplot mehr, BITTE SHONDA“ (Shonda Rhimes ist die Produzentin der Serie). Ihr TikTok wurde mittlerweile fast eine Million-Mal angesehen und 90.000 geliket.

Netflix verdirbt ersehnte „Bridgerton“-Liebesgeschichte

Neben Desinteresse der Zuschauer*innen an einigen der Geschichten schaffen die Subplots allerdings ein größeres Problem. Sie nehmen den notwendigen Raum für die Hauptpersonen der Staffel, Penelope und Colin, ein. In den vorherigen Staffeln bekamen wir Hintergrundgeschichten und Charaktereigenschaften der jeweiligen „love interests“ serviert, um deren Handlungen und Gefühle zu verstehen.

In Staffel drei geht da aber besonders Colin Bridgerton leer aus. Er bleibt ein eindimensionaler Charakter, obwohl er einer der Protagonisten der Staffel ist. Da Zuschauenden kein Zugang zu seiner Innenwelt gewährt wird, ist es unverständlich, warum er für Penelope Featherington nach Jahren in der „Friendzone“ plötzlich romantisches Interesse entwickelt. (Das muss wirklich ein verdammt guter Kuss gewesen sein.) Viel mehr scheint er sie nur aus sexueller Lust anziehend zu finden. Der plötzliche Heiratsantrag wirkt – selbst für „Bridgerton“-Verhältnisse – überstürzt und unglaubwürdig.

Einzelne Fans, die bereits die Bücher gelesen haben, verteidigen aber auch die vollgepackten vier Folgen in den sozialen Medien. So seien viele Nebenhandlungen notwendig, um den Weg für einen großen Plottwist zu ebnen. Es stellt sich allerdings die Frage: Wie viele Zuschauer*innen werden in einem Monat zur Serie zurückkehren, um trotz unzufriedenstellendem und teils verwirrendem Start die Staffel zu Ende zu schauen?

Netflix hatte bereits Probleme mit Staffel-Teilung

Die Idee, eine beliebte Serie in der Mitte zu teilen, um möglichst viele Menschen an ein Abo zu binden, ging für Netflix zuletzt auch bei „You – Du wirst mich lieben“ nicht zu 100 Prozent auf. Die vierte Staffel der beliebten Thriller-Serie wurde 2023 ebenfalls in zwei Hälften veröffentlicht. Doch während der erste Teil in der ersten Woche laut Netflix insgesamt noch 92,07 Millionen Stunden angesehen wurde, verlor der zweite Teil einen Monat später bei der Premiere im Vergleich satte 20 Millionen Streamingstunden. Die Erklärung findet sich auch hier in den Meinungen der Zuschauenden online. Die hielten die Handlung der ersten Hälfte für zunehmend so absurd, dass sie für den auflösenden Plot Twist in Teil zwei nicht drangeblieben sind. So wandten sich Millionen von Abonnent*innen aufgrund der Zweiteilung ganz von der Serie ab. Ein Verlust, den Netflix wahrscheinlich nicht einkalkuliert hatte.

Könnte „Bridgerton S3“ aufgrund der vielen Handlungsstränge im ersten Teil nun ein ähnliches Schicksal widerfahren? In den sozialen Medien beklagen aktuell zehntausende Fans der Serie, von der Staffel enttäuscht und von den vielen Geschichten verwirrt zu sein. Könnten sie zur Auflösung des angedeutetem Plot Twists ebenfalls nicht mehr zur Serie zurückkehren? Diese Frage sowie was diese große Wendung sein wird, werden wohl erst in vier Wochen beantwortet werden können.

Was denkt ihr? War euch der erste Teil von „Bridgerton S3“ auch zu vollgepackt oder habt ihr bisher nichts auszusetzen? Werdet ihr für Teil 2 wieder einschalten? Sagt es mir in den Kommentaren!


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